13 Mayıs 2008 Salı

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Lenin


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Dieser Artikel behandelt die Person Lenin; zu dem nach ihm benannten Schiff siehe Atomeisbrecher Lenin.
Lenin im Jahr 1918
Lenin im Jahr 1918

Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир Ильич Ульянов, wiss. Transliteration Vladimir Il'ič Ul'janov, genannt Lenin, russisch Ленин anhören ?/i; * 10.jul./ 22. April 1870greg. in Simbirsk; † 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau), war führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, Autor zahlreicher theoretischer und philosophischer Schriften. Er gilt als einer der einflussreichsten Marxisten und als einer der Schöpfer der Ideologie des wissenschaftlichen Sozialismus.

Lenins Ziel war zunächst die bürgerliche Revolution in Russland. Erst in den Aprilthesen 1917 änderte er seine Zielsetzung zur direkten Machtergreifung des Proletariats um. Sein Ziel war seitdem die Befreiung der arbeitenden Klassen von allen ausbeuterischen Verhältnissen (Sozialismus), mit dem Endziel der Aufhebung aller Klassenunterschiede und der Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft (Kommunismus). Zur Erreichung dieses Zieles setzte er auf die von Marx geforderte Errichtung der Diktatur des Proletariats durch die proletarische Revolution. Auf dem Weg dahin betonte Lenin die Führungsrolle einer kommunistischen Partei, welche die Vorhut (Avantgarde) des Proletariats (Arbeiterklasse) darstelle. Diese Partei wurde von ihm nicht als Massenorganisation, sondern als Kaderpartei von Berufsrevolutionären konzipiert und dem von ihm ausgearbeiteten Prinzip des Demokratischen Zentralismus unterworfen. Die Parteien der II. Internationale lehnte er wegen ihrer Burgfriedenspolitik von 1914 als reformistisch und opportunistisch ab.

Leben

Familie

Lenin als Jugendlicher (1887)
Lenin als Jugendlicher (1887)

Lenin stammte aus einer Familie des niederen Adels, die sich sozial und kulturell liberal engagierte. Der Großvater mütterlicherseits, Dr. Alexander Dimitrijewitsch Blank (* 1799 in Staro Konstantinowa (Wolhynien) als Srul Blank; † 17. Juli 1870 in Kokuschkino), war seiner Herkunft nach Jude, der während seines Medizinstudiums zum orthodoxen Glauben bekehrter Christ wurde. Dessen Ehefrau Anna (* 1799 in Sankt Petersburg; † 1838), deren familiäre Ursprünge sich nach Lübeck zurückverfolgen lassen, war deutsch-baltischer Herkunft und lutherischer Konfession. Beide heirateten etwa 1828 in Sankt Petersburg. Die Erziehung der Kinder übernahm nach dem Tod der Mutter deren Schwester Katharina Eleonore Grosschopff, verwitwete Katharina von Essen (* 3. April 1801 in Sankt Petersburg; † 1863). [1]

Lenins deutsch erzogene Mutter, Maria Alexandrowna Blank (* 22. Februar 1835 in Sankt Petersburg; † 1916), heiratete 1863 den kalmückischen Mathematik- und Physiklehrer Ilja Nikolajewitsch Uljanow (* 19. Juli 1831 in Astrachan; † 12. Januar 1886), welcher als Inspektor von Volksschuleinrichtungen tätig war und in dieser Zeit in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Die Eltern lebten in Simbirsk.

1887 wurde Lenins älterer Bruder Alexander, der damals Biologie-Student in Sankt Petersburg war, wegen Verschwörung und versuchten Mordes an Zar Alexander III. hingerichtet. Lenin, der gerade sein Abitur ablegte, erfuhr dies erst nach der Hinrichtung. Er las die Marx-Übersetzungen seines Bruders zur "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie". Er, der nach zaristischer Rangordnung selbst ein Dworjanin, ein Adeliger war, verweigerte sich von nun an den ethischen Normen seines Elternhauses: „Wir glauben nicht an eine ewige Moral und entlarven alle Märchen über Moral und Betrug“. Lenin engagiert sich von nun stärker politisch.

Im selben Jahr wurde Lenin von der Universität Kasan verwiesen, nachdem er an einem Studentenprotest teilgenommen und die Polizei die Verbindung zu seinem Bruder aufgedeckt hatte. Nach einem Gnadenerweis konnte Lenin 1891 sein Jurastudium beenden. Seine Arbeit als Rechtsanwalt beschränkte sich auf einige wenige Fälle.

Beginn der politischen Tätigkeit

Lenin beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit verschiedenen politischen Theorien. Einerseits setzte er sich kritisch mit den russischen Volkstümlern (den Narodniki), welche eine eigene Variante des Sozialismus propagierten, und andererseits mit den Thesen von Karl Marx, die er bereits theoretisch interpretierte, auseinander. 1893 zog er nach Sankt Petersburg. Dort studierte er die Theorien von G. W. Plechanow, dem er später in der Schweiz auch selber begegnete. Nach einer mehrmonatigen Europareise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz gründete er den „Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse“ ("Союз борьбы за освобождение рабочего класса"). Sobald er im Herbst nach Russland zurückgekommen war, nahm er seine agitatorische Tätigkeit wieder auf.

Fahndungsfoto von Lenin
Fahndungsfoto von Lenin

Während der Vorbereitung einer illegalen Zeitung Die Sache der Arbeiter wurde er im Dezember 1895 verhaftet (Anklage: Agitation). Im Untersuchungsgefängnis richtete er sich eine Bibliothek in seinem „Studierzimmer“ ein und verbrachte dort 14 Monate. 1897 wurde er im Februar für drei Jahre nach Schuschenskoje in Südsibirien verbannt, wo er unter Polizeiaufsicht leben musste. In Ufa traf er auch wieder Nadeschda Krupskaja, die er 1898 in der Verbannung heiratete.

Sofort nach der Rückkehr aus der Verbannung im Februar 1900 suchte Lenin nach einer Möglichkeit, eine von der Zensur unabhängige Zeitung herauszubringen. In Russland war das nicht möglich, und so verließ er es am 29. Juli 1900 für über fünf Jahre. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Genf, wo er sich mit Plechanow über die Herausgabe der Zeitung Iskra ("Der Funke") einigte, ließ sich Lenin unter dem Namen Meyer bei dem sozialdemokratischen Gastwirt Rittmeyer in der Kaiserstraße 53 in München illegal nieder. Im Jahr 1901 erschien die von ihm mit herausgegebene Zeitung Sarja („Morgenröte“). 1902 verfasste er in der bayerischen Landeshauptstadt die programmatische Schrift Was tun?, in der er die These verwarf, dass die Arbeiter von sich aus ein Klassenbewusstsein entwickeln würden (zur „Klasse für sich“ werden könnten). Nach Lenins Ansicht brauchten sie stattdessen die Führung durch eine gut organisierte Partei (Avantgarde-Theorie). Das entsprechende Organisationsmodell stellte der Demokratische Zentralismus dar.

Siehe auch: Leninismus.

Der Deckname

Ab Dezember 1900 verwendete er den Decknamen beziehungsweise das Pseudonym „Lenin“. Eine Erklärung besagt, dass er sich dabei auf den sibirischen Strom Lena bezog (Lenin bedeutet russisch: „Der vom Fluss Lena Stammende“) – nach Sibirien verbannt zu werden, bedeutete damals praktisch, dass man im zaristischen Russland als anerkannter Oppositioneller galt. Eine andere plausible Erklärung besagt, dass er mehr an sein Kindermädchen Lena dachte, und dass er bereits als kleiner Junge auf die Frage, „wessen [Kind] er sei“ zu antworten pflegte: „Lenin!“ (russisch: „Lenas!“).

Aufbau der Partei

Lenins Unterschrift: IUljanov (Lenin)
Lenins Unterschrift: IUljanov (Lenin)

Lenin betrieb den Aufbau einer streng organisierten Kaderpartei aus „Berufsrevolutionären“ und wurde wegen seiner – von der Illegalität erzwungenen, aber auch vom russischen revolutionären Terrorismus inspirierten – Rigorosität und wegen seiner radikalen theoretischen Positionen der am meisten beachtete linke Sozialdemokrat.

Die Ansichten und Absichten Lenins führten 1903 auf dem zweiten Parteitag (in London) zur faktischen Spaltung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) in die Fraktionen der eher reformorientierten Menschewiki einerseits und in die der von Lenin angeführten revolutionsorientierten Bolschewiki andererseits.

Im Unterschied zu den theoretischen „legalen Marxisten“ und den politisch gemäßigten sozialreformistischen Menschewiki (russisch: „Minderheitler“), die auf eine längere kapitalistische Evolution Russlands setzten, sah Lenin das Land als das rückständigste Land im modernen Kapitalismus und die proletarische Revolution als nahe bevorstehend. Das unterlegte er durch politökonomische, politische und philosophische Studien.

In der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1905 bis 1907 vertraten die Bolschewiki die Position einer Radikalisierung der Umwälzung, hin zur Machtübernahme durch Sowjets (Räte) der Arbeiter und Bauern. Im Januar 1907 floh Lenin aus Sicherheitsgründen ins Großherzogtum Finnland, ein Jahr später zog er nach Genf.

Spiegelgasse 14 in Zürich: Eine Gedenktafel erinnert an Lenins Aufenthalt in diesem Haus, wo er zur Untermiete wohnte.
Spiegelgasse 14 in Zürich: Eine Gedenktafel erinnert an Lenins Aufenthalt in diesem Haus, wo er zur Untermiete wohnte.

Bis 1912 wurden die Unterschiede zwischen den beiden Fraktionen immer größer, weswegen bei der sechsten Gesamtrussischen Parteikonferenz in Prag die Menschewiki ausgeschlossen wurden. Sie bildeten daraufhin eine eigene Partei, während die SDAPR nun die Erweiterung (Bolschewiki) trug.

Im April 1912 veröffentlichte Lenin zum ersten Mal die Prawda. In der Folgezeit widmete sich Lenin im Schweizer Exil wieder marxistischen Studien, es entstand vor allem seine bekannte Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (Januar bis Juni 1916), die die Grundlage der marxistischen Theorie des Imperialismus sowie der darauf basierenden Stamokap-Theorie bildete. Dieses Werk vollendete er in Zürich, wohin er im Februar 1916 umziehen durfte, nachdem er ein entsprechendes Ersuchen mit dem Wunsch nach Nutzung der dortigen Zentralbibliothek bei der Bearbeitung seiner Bücher begründet hatte.

1914 begann der Erste Weltkrieg. Die Bolschewiki waren international die einzige sozialdemokratische Parteiorganisation, die von Anfang an gegen die Kriegspolitik der eigenen Regierung – die unbedingte Unterstützung Serbiens gegen Österreich-Ungarn – mobilisierte. Dennoch gelang es der Partei nicht, sich einen nennenswerten Rückhalt in der Bevölkerung zu verschaffen. Ihre Mitgliederzahl, ihre Akzeptanz und ihr Einfluss blieben gering.

Im weiteren Verlauf der Geschichte nach der Oktoberrevolution benannten sich die Bolschewiki 1918 in Kommunistische Partei Russlands (B) um. 1922 folgte die Umbenennung in Kommunistische Partei der Sowjetunion (B). (Später, 1952 fiel der Zusatz (B) weg, KPdSU.)

1917 bis 1918

Nach der Februarrevolution 1917 kehrten Lenin und andere prominente Kommunisten mit Unterstützung der deutschen Obersten Heeresleitung aus der Schweiz über das Gebiet des Kriegsgegners Deutschland, Schwedens und Finnlands nach Russland zurück. Sie fuhren in einem versiegelten Zug, der zu exterritorialem Gebiet erklärt worden war. Es gibt Thesen, denen zufolge der Zug in Berlin gehalten hat, wo er mit 40 Millionen Goldmark des Deutschen Reiches beladen worden sei, um die bolschewistische Revolution vorantreiben und einen Separatfrieden schließen zu können. Welche Rolle diese Unterstützung jedoch spielte, ist strittig, teilweise wird sogar die These vertreten, dass anfangs die eigentliche "Schaltzentrale" der Oktoberrevolution in Berlin gewesen sei und das kaiserliche Deutschland die Revolution sich einfach "gekauft" habe.[2] Jedenfalls erreichte Lenin im April 1917 mit einigen seiner Genossen Petrograd und verkündete die Möglichkeit und Notwendigkeit, die Revolution zur Machtergreifung der Arbeiter, Bauern und Soldaten zuzuspitzen (Aprilthesen). Ein Putschversuch im Juli 1917 misslang. Lenin wurde von der Regierung als deutscher Spion verdächtigt und musste in das nahe Finnland fliehen.

Lenin (im Untergrund, Juli/August 1917)
Lenin (im Untergrund, Juli/August 1917)

Er drängte auf einen weiteren Aufstand. Dieser Aufstand sollte durch ein am 10. Oktober 1917 neu eingerichtetes Politbüro der damaligen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands vorbereitet werden, bestehend aus Lenin, Lew Kamenew, Lew Trotzki, Nikolaj Krestinski, Josef Stalin, Andrei Bubnow und Grigori Sokolnikow.

Nach weiteren militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen „Provisorischen revolutionären Regierung“ unter Ministerpräsident Alexander Kerenski gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten Sowjets im November 1917 (nach dem in Russland noch geltenden julianischen Kalender im Oktober), die bürgerliche Regierung zu stürzen (Oktoberrevolution). Leo Trotzki, Lenins Vertrauter, organisierte am 25. Oktober den Staatsstreich. Sechs Tote kostete diese "Große Sozialistische Revolution", die die meisten Einwohner von Petrograd gar nicht mitbekamen. Am 26. Oktoberjul./ 8. November 1917greg. tagte in Petrograd auch der „II. Allrussische Sowjetkongress“. Die Bolschewiki besaßen in diesem zentralen Arbeiter- und Soldatenrat zunächst keine Mehrheit. Aus Protest gegen den gewaltsamen Putsch der Bolschewiki verließen jedoch viele Abgeordnete, darunter die Menschewiki, den Sitzungssaal und überließen den Bolschewiki das Feld. Lenin wurde über Nacht als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der Regierungschef Russlands. „Ein steiler Aufstieg aus dem Keller an die Macht“, sagte er, „mir dreht sich der Kopf“.

Der sofortige Friedensschluss, die Verteilung des Bodens an die Bauern und die Übernahme der Fabriken durch die Arbeiter waren die unmittelbar wirkenden Losungen. Bei der letzten freien Wahl zur Konstituierenden Versammlung im November 1917 erlitten die Bolschewiki eine schwere Niederlage. Als sich die gewählte Versammlung im Januar 1918 konstituierte, ließ Lenin sie auflösen und zahlreiche Abgeordnete verhaften. Die Partei etablierte unter Lenins Vorsitz die bolschewistische Regierung (Rat der Volkskommissare). Im Februar 1918 entstand auf ihre Veranlassung die Rote Armee unter der Leitung von Leo Trotzki und die Geheimpolizei Tscheka unter Felix Dserschinski. Am 5. März 1918 beendete das Abkommen von Brest-Litowsk den Krieg mit Deutschland unter massiven Gebietsverlusten für Russland.

Attentat

Am 30. August 1918 wurde Lenin bei einem Attentat durch zwei Schüsse verletzt. Die Projektile trafen ihn in der Schulter und im Hals. Die Kugel im Hals konnte nie entfernt werden. Als Attentäterin verhaftete man kurz darauf Fanny Kaplan, eine Anhängerin der Sozialrevolutionäre, die nach einem Verhör exekutiert wurde. Einige westliche Historiker hegen jedoch Zweifel an der Täterschaft Kaplans. Von den Folgen des Attentats erholte sich Lenin Zeit seines Lebens nicht mehr.

1918 bis 1922

Lenin war trotz vieler offen ausgetragener Meinungsunterschiede die unumstrittene Führungspersönlichkeit der Partei und der Regierung und wurde als die höchste Autorität der 1919 entstehenden dritten „Kommunistischen Internationale“ (Komintern) angesehen.

Lenin in seinem Büro im Moskauer Kreml (1918)
Lenin in seinem Büro im Moskauer Kreml (1918)

Bereits kurz nach der Oktoberrevolution versuchte Lenin, die russische Wirtschaft per Dekret in eine zentrale Planwirtschaft umzuwandeln. Als erstes wurden bis Anfang 1918 die Banken verstaatlicht. Gemäß dem Parteiprogramm der Bolschewiki sollte das Geld als Zahlungsmittel komplett abgeschafft werden. Da das Geld nicht per Dekret abgeschafft werden konnte, ließ die Regierung durch zusätzliches Gelddrucken bis 1922 eine Hyperinflation herbeiführen, die alle umlaufenden Geldmittel entwertete. Lenin beauftragte 1918 den Journalisten Jurij Larin damit, eine zentrale Planungsinstanz für die Verstaatlichung der Industrie zu schaffen. Hieraus ging der Oberste Wirtschaftsrat hervor, der die Enteignung der privaten Unternehmen umsetzte, deren Eigentümer in der Regel ihre Betriebe entschädigungslos abtreten mussten. Das Firmenvermögen wurde vom Staat eingezogen.

Gegen die bolschewistische Regierung formierte sich in vielen Landesteilen Widerstand. Um ihre Macht zu sichern und den Widerstand zu brechen, setzte die Regierung die vom Volkskommissar für Kriegswesen Leo Trotzki im Jahre 1918 gegründete Rote Armee ein. So entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in den sich die USA, Großbritannien und zahlreiche andere Staaten durch die Unterstützung der Weißen Truppen einmischten. Dieser Bürgerkrieg war durch große militärische Härte (s. dazu etwa Roter Terror, Weißer Terror) geprägt und dauerte bis zur Niederlage der Weißen Truppen Ende 1921 an.

Im Sommer 1920 unternahm Lenin nach innerparteilichen Auseinandersetzungen den Versuch, den Kommunismus im Ausland zu etablieren. Nachdem im April polnische Einheiten und ukrainische Nationalisten vergeblich versucht hatten, die Ukraine zu besetzen und aus dem sowjetischen Staatenbund zu lösen, ließ die Partei die Rote Armee in Polen einmarschieren (Polnisch-Sowjetischer Krieg). Die Hoffnung auf eine einsetzende Revolution dort erfüllten sich indes nicht. Die Polen kämpften, unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit, gegen den russischen Einmarsch. Die Rote Armee wurde von polnischen Truppen unter Marschall Józef Piłsudski mit französischer Unterstützung vernichtend geschlagen (Wunder an der Weichsel).

Auf dem 8. Gesamtrussischen Sowjetkongress, der vom 22. - 29. Dezember 1920 stattfand, gab Lenin die berühmte Losung aus: Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes. (Werke, Bd. 31, S. 513). Damit wollte er erreichen, dass Russland von einem kleinbäuerlich geprägten Land zu einer großindustriellen Macht wird.

Während des Bürgerkrieges kam es zu einer Versorgungskrise. Einen Anteil an dieser Krise hatte auch die Agrarpolitik der Bolschewiki. Für sie als Marxisten gehörten die selbstständigen Bauern zur kleinbürgerlichen Klasse und waren somit ein zu überwindendes Subjekt. Im Zuge der Zentralisierung der Landwirtschaft sollten die Bauern ihre Erträge zu niedrigen Festpreisen an die staatlichen Behörden abgeben. Als die Bauern dies verweigerten, ließ Lenin die Erträge durch bewaffnete Kommandos aus den Städten einsammeln. Dieses Vorgehen forderte zahlreiche Menschenleben. Die Bauern reagierten auf die Zwangsmaßnahmen mit der Verkleinerung der Anbauflächen, was wiederum zu noch geringeren Erträgen und vor allem in den Städten zu Hungersnöten führte. Verschärft wurde die Ernährungslage noch durch den andauernden Bürgerkrieg. 1921 kam es zum Kronstädter Matrosenaufstand („Für Sowjets ohne Bolschewiki!“), der jedoch blutig niedergeschlagen wurde. Unter den Bolschewiki kam es zur Einrichtung von Zwangs-Arbeitslagern für vorgebliche oder echte Regimegegner, die Lenins Nachfolger Stalin ausweitete, auch als Gulag bezeichnet.

Zudem benutzten die Bolschewiki die durch den Bürgerkrieg und die Agrarpolitik entstandene Hungersnot dazu, gegen die Russisch-Orthodoxe Kirche vorzugehen. Unter dem Vorwand, die Wertgegenstände zur Linderung der Not einzusetzen, wurde im Februar 1922 ein Dekret erlassen, welches die Beschlagnahme des kirchlichen Inventars regelte. Die Erlöse daraus kamen aber nicht den Hungernden zugute, sondern allein dem Staatshaushalt. Bereits im Januar 1918 hatten die Bolschewiken per Dekret die Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt und den Religionsunterricht aus der Schule verbannt.

NÖP und Gründung der UdSSR

Um die Versorgungslage nach dem gewonnenen Bürgerkrieg zu verbessern, wurde 1921 die „Neue Ökonomische Politik“ eingeführt, welche die Zwangsrequirierungen stoppte und den Bauern kleinkapitalistischen Handel erlaubte – laut Lenin lediglich ein „taktischer Schritt zurück“.

Im Mai 1922 erlitt Lenin einen ersten Schlaganfall, im Dezember desselben Jahres den zweiten. Daraufhin wurde er durch das Politbüro von der Außenwelt abgeschirmt, um seine Genesung zu begünstigen. Am 30. Dezember 1922 wurde die UdSSR gegründet (siehe den entsprechenden Abschnitt im Artikel Josef Stalin). Im März 1923 traf Lenin ein dritter Schlaganfall. Er verstarb am 21. Januar 1924 gegen 4:23 Uhr im Alter von 53 Jahren. Die genaue Todesursache blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. Die von der KPdSU „kanonisierte“ Biographie sowie das auch im Westen allgemein anerkannte Werk Dmitri Wolkogonows sprechen von massiven Durchblutungsstörungen oder von einem weiteren Schlaganfall. Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtkampf in der KPdSU zwischen Anhängern des Lagers um Josef Stalin und der Linken Opposition um Leo Trotzki.

Politisches Testament und die letzten Ideen

In einem als politisches Testament angesehenen Brief an den Parteitag der KPdSU, den er am 25. Dezember 1922 diktierte, schätzte er seine potentiellen Nachfolger so ein:[3]

„Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. Andererseits zeichnet sich Genosse Trotzki, wie sein Kampf gegen das ZK in der Frage des Volkskommissariats für Verkehrswesen schon bewiesen hat, nicht nur durch hervorragende Fähigkeiten aus. Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewußtsein und eine übermäßige Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen hat.“

In einer Nachschrift vom 4. Januar 1923 wurde er in Bezug auf Stalin deutlicher:

„Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von dem Genossen Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, daß er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung gewinnen kann.“

Lenins Wirken in der Kritik

Lenin hat in knapp 7 Jahren nach der Oktoberrevolution mit der Errichtung des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates das große Experiment des Sozialismus in Russland eingeleitet. Dabei wurde zur Umgestaltung der russischen Gesellschaft das Mittel des Roten Terrors verwendet, das Lenin uneingeschränkt bejahte und dessen Intensivierung er wiederholt gegenüber auch parteiintern vorgebrachten Skrupeln einforderte.[4] Vor allem zur Zeit des Bürgerkriegs fielen dem Roten Terror (aber auch dem Weißen Terror) Millionen von Menschen zum Opfer. Dies gab verschiedenen Historikern Anlass, die Person Lenins einer umfassenden Kritik zu unterziehen, zumal oft der Hinweis darauf vermisst wird, dass Lenin jemals die Opfer des Roten Terrors bedauerte. [5]

Nach Lenins Tod 1924 wurde von Stalin auch weiterhin auf Gewaltmaßnahmen zurückgegriffen. Dabei ist allerdings zu erwähnen, dass Lenin in seinem Testament die Entfernung Stalins vom Amt des Generalsekretärs forderte, was dieser jedoch gekonnt zu vertuschen verstand. In den Säuberungswellen der 1930er Jahre ließ Stalin die gesamte revolutionäre Garde von 1917 wie z.B. Bucharin, Radek, Kamenew und Sinowjew demütigen und hinrichten, was - zumindest in der Behandlung der eigenen Partei- als Bruch Stalins mit der Tradition der Oktoberrevolution und Lenins verstanden werden kann. Weitere Aspekte sind der Übergang von Lenins Politik der Selbstbestimmung der Völker zur restriktiven Nationalitätenpolitik des Stalinismus und die teilweise Rückgängigmachung von sozialen Errungenschaften der Oktoberrevolution. Demnach wären Leninismus und Stalinismus nicht gleichzusetzen, werden sogar von einigen, tendenziell trotzkistischen, Historikern als Antagonismus verstanden.

In schroffem Gegensatz dazu steht jedoch die verbreitete Auffassung, dass wichtige Elemente des totalitären Gesellschaftsmodells Stalins bei Lenin bereits vorhanden waren, ohne dass ein fundamentaler Gegensatz zwischen beiden in der Wahl des Terrors als Mittel gesellschaftlicher Umgestaltung feststellbar wäre [6] "Die Grundlagen des stalinistischen Systems wurden zum großen Teil schon unter Lenin gelegt."[7]. Historiker wie Michael Voslensky und Gunnar Heinsohn werfen Lenin vor, durch die Revolution und den Aufbau der sozialistischen Ordnung zahllose Opfer verschuldet zu haben. Voslensky spricht dabei gar von mindestens 13 Millionen [8], Heinsohn von 4 Millionen[9]. Wenngleich Lenin bei seinen Anhängern nach Marx und Engels als die wichtigste Autorität des Kommunismus gilt und verehrt wird, reihen ihn eine Zahl Historiker unter die großen kommunistischen Staatsverbrecher des letzten Jahrhunderts ein, zusammen mit Stalin, Mao Zedong und Pol Pot. Diese Einschätzungen treffen bei den Verteidigern Lenins auf Widerspruch, da sich angesichts der Wirren von Revolution und Bürgerkrieg Opferzahlen in dieser Größenordnung nicht zweifelsfrei belegen ließen und die Opfer im Bürgerkrieg nicht allein den Bolschewiki unter Lenin zuzurechnen seien.

Demgegenüber wird eingewandt, dass Krieg und Terror für die Bolschewiki nicht lediglich Mittel, sondern von Anfang an geradezu Strukturprinzipien ihrer Regierung gewesen seien, auf die sie weder verzichten konnten, noch überhaupt wollten [10]. Aus der von Lenin maßgeblich verantworteten Umwälzung während und nach der Oktoberrevolution ging -so Heinrich August Winkler- "das erste der totalitären Regimes des zwanzigsten Jahrhunderts hervor" [11].

Der deutsche Historiker und UdSSR-Experte Wolfgang Leonhard ist wiederum der Ansicht, dass Lenin bereits 1920, also noch vor dem Ende des Bürgerkrieges, das Vorgehen der Tscheka kritisiert und schließlich 1921 die Abschaffung der Todesstrafe gefordert habe. Im März 1922 erklärte er sogar von der "Gesamtrussischen Tescheka", zu "staatlichen politischen Gerichten" übergehen zu wollen. Somit habe Lenin schon 1920 und 1921 Tscheka, Terror und Todesstrafe nur als vorübergehende Kampfmaßnahmen und Institutionen während des Bürgerkrieges angesehen, die sofort nach dessen Beendigung abzuschaffen und einzustellen seien[12]. Leonhard zeigt auch auf, dass man nicht von einer Kontinuität zwischen Lenin und Stalin sprechen kann, sondern das der Stalinismus eindeutig ein Bruch mit dem Leninismus darstellte, so verstand es Stalin geschickt Lenins Theorien zu verschleiern oder ins genau Gegenteil umzukehren, wie am Beispiel der Kollektivierung der Landwirtschaft ersichtlich ist. So hatte Lenin im Einklang mit Marx und Engels stets einen allmählichen Übergang von Einzelbauernwirtschaften zu Genossenschaften befürwortet, während Stalin von einer rasch anzustrebenden Kollektivwirtschaft sprach, die die Landwirtschaft in das sowjetische Wirtschaftssystem integrieren soll. Des Weiteren hatte Lenin bloß die Enteignung der Großgrundbesitzer gefordert, Stalin hingegen erklärte auch die Großbauern ("Kulaken") als eine zu bekämpfte Klasse, das Ziel der Sowjetmacht müsse es daher sein, die Liquidierung dieses "Klassenfeindes" voranzutreiben und damit das Ausbeutertum in der Landwirtschaft zu beenden[13].

Mausoleum in Moskau

Das Lenin-Mausoleum in Moskau
Das Lenin-Mausoleum in Moskau

Lenin wurde auf Anweisung Stalins nicht beerdigt, sondern liegt bis heute in einem Mausoleum auf dem Roten Platz vor der Kremlmauer in Moskau. Sein Leichnam ist präpariert worden und im Lenin-Mausoleum der Öffentlichkeit zugänglich. Heute noch stehen regelmäßig lange Schlangen von Menschen vor dem Mausoleum, um Lenin zu betrachten. Sein Gehirn wurde von Forschern untersucht, da man meinte, dass Lenin ein besonderes Genie gewesen sei und etwaige Anzeichen dafür sich an oder in seinem Gehirn finden lassen könnten. Im Juni/Juli 1941 wurde Lenins Mumie mit einem Sonderzug in einer Geheimaktion nach Tjumen ausgelagert. Der Wachwechsel an dem leeren Moskauer Mausoleum wurde unverändert weiter durchgeführt, der sogenannte Wachposten Nr. 1 existierte bis zum Frühjahr 1945 zweimal, in Tjumen und in Moskau. Das Mausoleum in Moskau wurde in dieser Zeit für Besucher gesperrt. Lenin wurde zunächst in Uniform einbalsamiert, später hat man ihm jedoch einen Anzug angezogen. Wegen aggressiver Chemikalien muss der Anzug etwa alle zehn Jahre ausgetauscht werden.

Schriften

  • Neue wirtschaftliche Vorgänge im bäuerlichen Leben 1893
  • Was sind die "Volksfreunde" und Wie kämpfen sie gegen die Sozialdemokraten? (Antwort auf die gegen die Marxisten gerichteten Artikel des Russkoje Bogatstwo, Frühjahr- Sommer 1894
  • Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn Struwe (Die Widerspiegelung des Marxismus in der bürgerlichen Literatur). Zu dem Buch von P. Struwe: Kritische Bemerkung zur ökonomischen Entwicklung Russlands von 1894, Ende 1894 - Anfang 1895
  • Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, März 1902 (Kaderpartei als Avantgarde der Arbeiterbewegung, Demokratischer Zentralismus)
  • Die Aufgaben der revolutionären Jugend, veröffentlicht in der Zeitung Student Nr. 2/3, September 1903
  • Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, 1904
  • Marxismus und Revisionismus, geschrieben nicht nach dem 3.(16.) April 1908
  • Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie, 1909
  • Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus, März 1913
  • Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen, Januar - Februar 1916
  • Über die Junius-Broschüre, Oktober 1916
  • Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus, Oktober 1916
  • Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Mitte 1917
  • Staat und Revolution, August - September 1917
  • Eine der Kernfragen der Revolution, September 1917
  • Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, Oktober - November 1918.
  • Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus, 27. April 1920

1 yorum:

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